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Einen Monat alleine Reisen: 7 Erkenntnisse & kein Todesfall

alleine Reisen als Frau

Sonntag, der 13te. Vor genau einem Monat hab ich den Fuß in den Bus nach Berlin gesetzt, Byebye zu meinem Freund gesagt, am ganzen Körper gezittert und versucht meine tränenverquollenen Augen zu verstecken. Ja, meine Aufregung hat sich körperlich sehr bemerkbar gemacht. Vielleicht war es sogar Panik, wer weiß.

Nach einem Monat des allein Reisens, so glaube ich, bin ich endlich angekommen. Ich hab’ ihn gefunden, den Traveller Flow. Ein Stück unbeschwertheit im Kopf. Ich vermisse meine Freunde und Familie immer noch und ganz besonders meinen Freund – aber nicht mehr so sehr, dass ich bei Adele zum heulen anfange. 

Alleine Reisen ist nicht immer einfach. Es ist intensiv, oft unkomfortabel und manchmal einsam. Doch es birgt auch so viel Gutes und Angenehmes. Natürlich – sonst würden es wohl nicht so viele tun. Ja, Solo Travel ist nicht nur denjenigen vorbehalten, die keine Freunde haben. Sie sind überall, die Alleinreisenden, und sie scheinen liebenswerte Wesen zu sein. Das ist eine Erkenntnis, die ich in einem Monat des Alleine Reisens gewonnen habe. Und bei weitem nicht die einzige. 

Einen Monat alleine Reisen: 7 Erkenntnisse & kein Todesfall 

1. Vertraute Menschen packen dich in Watte

Was ich damit meine? Lasst mich erklären: 

Ich habe den Eindruck, dass mich meine Gefühle “härter” treffen als sonst. Ich glaube, das liegt daran, dass ich, nun ja, alleine bin. Häufig ist niemand da, der mich von meinen Gefühlen ablenkt. Just me, myself & I. Beim Solo Travelling steht mein eigenes Befinden im Fokus. Ich kümmere mich um keinen, außer um mich. Im Gegenzug kümmert sich auch keiner um mich, was mich, so kommt’s mir jedenfalls vor, emfindlicher für negative Gefühle macht. 

2. Die Komfortzone ist WIRKLICH komfortabel

Life begins at the end of your comfort zone. 

Ach ne. Ein schöner Spruch, um ihn sich auf einem Holzbrett in Boho-Vintage-Optik in den Eingangsbereich zu hängen, oder? Was es wirklich heißt, aus seiner Komfortzone herauszutreten, hab’ ich auf dieser Reise das erste mal erlebt. Nicht in unserem Eingangsbereich. 

Versteht mich nicht falsch – nur weil ich jetzt einmal nen Solo Trip unternommen habe, heißt das nicht, dass ich das Leben studiert habe. Ich war einfach nur sehr, sehr überrascht, wie unkomfortabel es außerhalb der Komfortzone wirklich ist. Psychisch – nicht physisch. Drei Tage Wandern oder Squat-Toiletten meine ich damit nicht. Ich meine die Ängste, die man ausgräbt & überwindet, die Herausforderung, alles alleine zu meistern und die Akzeptanz, der eigenen Unsicherheit. Alleine unterwegs zu sein hat mich schon im ersten Monat ziemlich aus der Reserve gelockt.

Aber seid beruhigt: So unbequem es außerhalb der eigenen, flauschigen Komfortzone auch sein mag – du wächst daran. Und das Gefühl des eigenen Wachstums einfach kribbelig.  

3. Life is a Rollercoaster

Morgen sieht die Welt schon wieder anders aus. Ja! Ja, ja, ja. Meine Mama hatte ja schon immer viel recht, aber damit lag sie besonders richitg. Es kann ein Tag voller Regen, Tränen, schlechtem Essen und aufgeschürften Fersen sein – am nächsten Morgen kann das alles wieder ok sein. Die Sonne wird niemals mehr für dich scheinen & du willst einfach nur weg? Ne Mütze Schlaf kann’s richten. Und morgen geht’s dir vielleicht wieder dreckig. Den Tag darauf vielleicht mittelschlecht und den Tag darauf vielleicht wieder blendend, wer weiß.

Da das Alleine Reisen ja häufig eine emotionale Geschichte sein kann stimmt es mehr als in allen anderen Lebenslagen: Life is a Rollercoaster. Du fühlst dich scheiße? Embrace it! Du bist superduperhappy? Lebe es aus! Die nächste Stimmungsschwankung kommt bestimmt. 

4. Fake it till your self assurance make it

Beim alleine Reisen kann eine gesunde Portion Selbstbewusstsein sehr hilfreich sein. Sollte es einem an dieser noch fehlen, tut man gut daran, den Schein eines selbstsicheren Weltenbummlers zu wahren. 

Warum? Zum einen macht man viel schneller Reisebekanntschaften, wenn man sich einfach mal ein bisschen zusammen nimmt. Zum anderen erhöht die eigene Selbstsicherheit die Sicherheit im Allgemeinen. Selbstbewusst auftretende Reisende werden weniger oft über den Tisch gezogen oder gar Opfer typischer Tourifallen (mir leider passiert). Darum: Nicht gehen, sondern schreiten. You can do it!

5. Die Menschheit ist gut

Noch nie bin ich so oft Zeuge menschlicher Hilfsbereitschaft geworden wie auf dieser Reise. Gerade, wenn man alleine unterwegs ist, kann man schon mal auf die Hilfe Anderer angewiesen sein. Und selbst wenn nicht – die Leute helfen auch freiwillig. 

Natürlich begegnet man auch mal grimmigen Gestalten, aber im Großen und Ganzen habe ich das Gefühl, die Welt strahlt mich an. Großzügigkeit, Zuvorkommenheit und Warmherzigkeit – es gibt sie noch. 

Kurze Storytime: Selbst die grimmigsten Gesichter haben mich schon überrascht. So wurde ich in Moskau beispielsweise höchstpersönlich von einem grantig schauenden Bahnbeamten zu dem Eingang meines Wagens der Transsibirischen Eisenbahn gebracht – nachdem ein anderer grantig schauender Bahnbeamter drei andere grantig schauende Bahnbeamte organisiert hatte, bis endlich ein englischsprechender unter ihnen war. Rührend, nicht?

6. Impulsive Menschen kennen keine Grenzen

Daran arbeite ich noch. Ich hatte schon einige Situationen, in welchen ich mir gewünscht habe, ich hätte nicht so viel vorausgeplant. Man meint ja häufig, man tue gut daran, gut vorbereitet zu sein und die beliebtesten Unterkünfte Tage (ja, ich spreche hier sogar nur von Tagen, von Wochen möchte ich gar nicht erst anfangen) vorher zu buchen. Das Einzige, was man damit tut, ist, sich die Freiheit spontaner Möglichkeitenergreifung zu verbauen. 

Die Wahrheit ist: Als Backpacker reicht es (je nach Reisezeit und -ort, vorher informieren!) normalerweise ein bis zwei Tage im Voraus zu buchen – wenn überhaupt. Die ganz Verrückten fahren sogar ohne Buchung an einen Ort. Klappt auch meistens. Ja, eine solche Ungewissheit beschert mir auch noch einen kalten Rückenschauer, aber ich werde versuchen, mehr Raum für Spontanität zu lassen. Möglichkeiten, die sich auftun, zu ergreifen. Stehenbleiben. Weitergehen. Bleiben. Gehen. Mehr auf meinen Impuls vertrauen. 

7. Alles wird gut

Als ich dank des chinesischen Nationalfeiertags und den dadurch auf die Straßen losgelassenen Massen einheimischer Touris meinen Zug verpasst hatte, brach bei mir erstmal blanke Panik aus. Stau, kein Internet, keine chinesische Simkarte und kein Schwein (sorry) spricht Englisch. Werde ich jemals nach Vietnam kommen? Kann ich meinen Bus stornieren? Wie viel Geld geht mir dadurch flöten? Werde ich sterben?

Zeit & Geld verliert man durch solche Vorfälle häufig – das Leben normalerweise, bestenfalls & hoffentlich nicht. Alles andere klappt schon irgendwie. Es ergibt sich oder man findet eine Lösung. Selten läuft bei einer längeren Reise alles wie am Schnürchen und, ist man alleine unterwegs, macht’s das natürlich nicht leichter. Darum ist es ja auch ein Abenteuer 🙂

Alleine Reisen Transsibirische Eisenbahn

Natürlich bin ich nach einem Monat des alleine Reisens noch lange nicht erleuchtet. Dennoch habe ich das Gefühl schon jetzt so vieles gelernt zu haben. So vieles ist Neu und meine Neugierde kennt keine Grenzen. Welche Erkenntnisse habt ihr bisher auf Reisen gewonnen? 

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